Resilienz und Emotionen

It’s all about emotions – vor allem, wenn im beruflichen Alltag unerwartete Konflikte mit Kolleginnen oder Kundinnen negative Emotionen hervorrufen und uns sowohl seelisch als auch körperlich stark beeinflussen, ist eine resiliente Grundhaltung von großem Vorteil.

 

Wenn die Auswirkungen solcher Konflikte und unser darauffolgendes Gedankenkreisen nicht aufhören, bedeutet das Stress für unseren Körper und unseren Geist. Wir reagieren meist mit Herzrasen, Unruhe und weiteren Symptomen. Wenn wir uns in einer Konfliktsituation befinden und sich Emotionen wie Wut, Ärger oder Angst zeigen, antworten wir auch immer unbewusst mit entsprechender Körpersprache und Mimik.

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“ - VIKTOR FRANKL

Die häufig in diesem Zusammenhang auftretende Emotion „Ärger“ wird in der Neuropsychologie als „Hüter der Werte“ verstanden. Wann immer einer unserer Werte bewusst oder unbewusstverletzt wird, kommt er in der Funktion des Beschützers und wird in der Regel vielfach von Frust, Zorn, Empörung, Missmut, Unmut oder Wut begleitet. In Gesprächskonflikten werden oftmals individuelle Werte wie Anerkennung, Ehrlichkeit, Freundschaft, Gerechtigkeit, Kompetenz, Menschlichkeit, Mitgefühl, Respekt oder Wahrheit verletzt. Als Folge sind wir dann verärgert und versuchen dennoch, dies im Außen nicht zu zeigen. Ein innerer Konflikt entsteht und stressverstärkende Glaubensätze wie „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich muss es allen recht machen“ können auftreten. Selten kann ich an den äußeren Stressoren und den Reizen durch meine gegenüberstehende Person etwas ändern. Sehr wohl kann ich den Umgang mit dem Konflikt verbessern und bin damit äußeren Einflüssen nicht vollständig ausgeliefert. „Man hat immer eine Wahl“, möchte das genannte Frankl-Zitat damit ausdrücken: Ich muss nicht meinem üblichen Muster und den Emotionen folgen, sondern ich kann die innere Haltung verändern und in künftigen Konfliktsituationen diesen Reaktionsraum positiv nutzen, indem ich „anders“ reagiere.

Die Steuerung unserer Gefühle stärkt auch unser Immunsystem:
5 Minuten dysfunktionaler Ärger schwächen unser Immunsystem für 6 Stunden!

Wozu soll ich Emotionen regulieren?
Die Steuerung der Gefühle selbst in der Hand zu haben, hat viele Vorteile. Wir stärken damit nicht nur die eigene Selbstwirksamkeit, sondern auch unser Immunsystem: Fünf Minuten dysfunktionaler Ärger schwächen unser Immunsystem für sechs Studen! Zudem haben Stress und Emotionen häufig den Nachteil, uns zu lähmen. Unser Denken und Fühlen ist im Moment des Konflikts so stark mit Stress und den dazugehörigen Hormonen verbunden, dass wir nicht so reagieren können, wie wir gerne würden. Wenn wir uns also genau im Moment des Konflikts in eine Art Vogelperspektive versetzen (so als würden wir uns selbst von außen/oben betrachten), bleiben wir dabei denk- und handlungsfähig. Ganz anders, als wenn wir uns dem Reiz und den Gefühlen hingeben und unsere Körpersprache automatisiert das Handeln übernimmt. Schon klar – das klingt in der Theorie ganz einfach und ist es in der Praxis ganz und gar nicht. Hierzu benötige ich vorab schon die Überlegung, wo und wann reagiere ich wie? Erst danach kann ich mir auch in bestimmten Situationen überlegen: „Wie will ich denn reagieren?“ Das regelmäßige Reflektieren meiner Reaktionen und des Handelns ermöglichen es mir, mein Muster dauerhaft zu verändern:

- Wann ärgere ich mich und warum?
-„In welchen Situationen ärgere ich mich?“
-„Welcher Wert wird gerade verletzt?“
- „Wie reagiere ich darauf?“

Wenn ich bspw. den Wert „Wahrheit“ als besonders wichtig erachte, werde ich dies im Umgang mit Menschen auch beachten und danach handeln. Wenn mir der Wert „Gleichberechtigung“ im Zusammenhang mit meinen Arbeitskolleginnen nicht wichtig ist, werde ich vermutlich auch in Zusammenarbeit mit diesen entsprechend agieren
Wir können unsere Emotionen nicht komplett reduzieren, doch der bessere Umgang damit stärkt unsere Gesundheit und die Beziehung zu den Menschen in unserem Umfeld.

ANLEITUNG
WIE KANN EMOTIONS-REGULATION AKTIV ANGEWENDET WERDEN?

Um die Knöpfe unserer Emotionen aktiv zu regulieren, können folgende drei Punkte beachtet werden:

1. Selbstwahrnehmung stärken
– Achte auf deine Gefühle und nimm diese bewusst und ohne Wertung wahr.
– Was fühlst du? Wo im Körper zeigt sich das?
– Achte dabei besonders auf schwitzige Hände,Herzklopfen, Verspannung etc.
– Achtsamkeitsmeditationen können dir dabei helfen, deine Körpersignale wieder bewusster wahrzunehmen.

2. Mentale Pause
Halte kurz inne und nutze den links beschriebenen „Raum“ von Viktor Frankl. Atme tief durch, erinnere dich genau in diesem Moment an ein kraftstärkendes Erlebnis und lächle innerlich. Üben kannst du diese mentale Pause, indem du öfter 1-Minuten-Meditationen machst, dabei an ein schönes kraftvolles Erlebnis denkst oder auch das Klopfen nach Dr. Bohne durchführst.

3. Gefühle wertschätzen
Gefühle sind wichtige Begleiter und unsere Beschützer. Wenn sie auftreten, kommen sie als Beschützer. Ärger beschützt unser Wertesystem, und Angst beschützt unser Sicherheitssystem. Wenn wir verstehen, warum wir ein Gefühl empfinden, können wir uns selbst mehr wertschätzen und in schwierigen Situationen gelassener und „immungeschützter“ reagieren.

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