Resilienz - Was das Stärken Ihres mentalen Immunsystems bewirkt

Mag. Daniela Gruber / Apothekenberatung & Coaching

Die vergangenen 2 Jahre dieser Pandemie haben Ihren Tribut sowohl auf körperlicher als auch auf mentaler Ebene gefordert. Wir alle sind wohl schon etwas „corona müde“. Dauerhafter Stress und permanent veränderte Situationen in der Apotheke als auch im Privatbereich zeigen Auswirkungen in der Teamkultur und am Arbeitsmarkt. Viele Kolleginnen fühlen sich überfordert und manche wechseln sogar Ihren Arbeitsplatz oder die Branche, um aus der aktuellen Situation zu entfliehen.

Die Stärkung Ihrer persönlichen Resilienz, also der Fähigkeit sich vor Viren namens „Stress und Krise“ zu schützen, ist gerade jetzt eine präventive Maßnahme, um gesund zu bleiben und mental gestärkt daraus hervorzugehen.

Seit einigen Jahren geistert der Begriff „Resilienz“ in Medien und Büchern herum. Bei vielen Trainings und Beratungen stellt sich immer wieder heraus, dass nur wenige Menschen mit diesem Begriff konkret etwas anfangen können. Mein persönlicher Favorit unter der Vielzahl an Begriffsdefinitionen wurde von Ella Gabriele Amann wie folgt beschrieben:

„Resilienz ist das Immunsystem unserer Psyche oder unserer Seele, welches uns beim Umgang mit Stress, Belastungen und Krisen unterstützt.“

Im Wesentlichen beschreibt die Resilienz und deren Faktoren

  1. wie flexibel wir im Umgang mit Belastungen sind, wie wir in stressigen Situationen reagieren und
  2. wie rasch wir uns davon wieder erholen können, um schwierige Zeiten gesund zu meistern.

Damit stellt Resilienz also einen wichtigen Schutzfaktor für die psychische und physische Gesundheit dar, um weg von dysfunktionalem und toxischem Stress zu kommen, dessen Auswirkungen häufig Burnout als auch Krankheit bedeuten können. Wenn es uns möglich ist, Stress und Krisen als Potential zum Lernen, zum geistigen Wachsen und zur Erweiterung der Komfortzone wahrzunehmen, so können wir gestärkt aus schwierigen Situationen und Zeiten hervorgehen.

Bestimmt kennen auch Sie Menschen oder Kolleginnen, denen es nach außen hin leichter zu fallen scheint, schwierige Situationen zu meistern. Wie schaffen es diese Menschen also, trotz widriger Umstände, Krisen und Stress gesund und beinahe gelassen zu bleiben? Diese Frage treib die Forschung bereits seit 1974 an:

  1. In der ersten Forschungswelle wurde Resilienz erstmals definiert und versucht zu beschreiben. Die Forscher untersuchten erstmals die Messbarkeit der Resilienz und welche Einflussfaktoren die Resilienz positiv als auch negativ beeinflussen konnten.
  2. In der zweiten Welle wurde erstmals untersucht, wie es zur Resilienz kommt und welche Prozesse resilient machen
  3. In der dritten Welle wurde erstmals ein Modell hinzugezogen, dass sich mit den Ressourcen und persönlichen Stärken der Menschen beschäftigte. Dazu wurde erstmal konkret die Frage gestellt, ob und wie man Resilienz überhaupt fördern kann.
  4. In der letzten großen Welle wurden auch Genetik und Neurowissenschaft hinzugezogen. Die Frage „Können menschliche Anpassungssysteme so verändert werden, dass letztlich die Resilienz gestärkt wird“ konnte positiv bejaht werden.

In persönlichen Alltag entsteht häufig der Eindruck, als hätten resiliente Menschen einfach die genetisch effizientere Veranlagung zum Umgang damit. Wissenschaftliche Studien belegen nun seit vielen Jahren, dass Resilienz keine genetische Erbanlage ist, sondern bereits in der Kindheit individuell aufgebaut und gestärkt werden konnte. Je mehr Sicherheit und Vertrauen ich also in jungen Jahren erfahren habe, desto stärker fällt die positive Grundprägung der Resilienz und die Anpassungsfähigkeit an Krisen aus. Denn Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in die soziale Bindung sind eine gute Basis, um bei Wind und Sturm wie ein Bambus gut verankert im Boden zu bleiben und gleichzeitig aufgrund meiner Anpassungsfähigkeit alles unbeschadet zu überstehen. Resilienz ist auch ein Ablauf, in dem Sie auf Probleme und Veränderungen mit Anpassung Ihres Verhaltens reagieren.

Doch was, wenn Ihr mentales Immunsystem nicht so positiv genährt wurde? Die gute Nachricht ist: Unabhängig von der Grundprägung hat jeder Mensch die Fähigkeit, die Grundsteine der persönlichen Resilienz zu verbessern, um so resistenter gegen Stress zu werden und mental gesünder durch schwierige Zeiten zu kommen. Denn Resilienz ist gemäß den unten angeführten Forschern kein feststehender Verlauf, sondern kann durchaus positiv verändert werden. Auch wenn die Liste der möglichen Faktoren zum positiven Verändern lang ist, zeigt dieser reduzierte Auszug auf, in welchen Einflussbereichen wir arbeiten können, um uns zu stärken und zu schützen:

Je mehr wir also an den stressauslösenden Risikofaktoren arbeiten, um so stärker werden wir mental und desto geringer wird die eigene Verletzbarkeit, was uns letztlich resilienter macht. Bestimmt kennen Sie das aus dem eigenen Verhalten. Wie oft ist ihre Erwartungshaltung höher als Sie es tatsächlich erfüllen können und daraus folgt „Stress“. Wie oft schaffen Sie es „Nein“ zu sagen, um sich nicht selbst zu überfordern? Wie gut können Sie Hilfe von Kolleginnen oder Partnern annehmen um sich selbst zu entlasten? Wie gut können Sie mit dem Druck in der Arbeit umgehen und welchen Ausgleich schaffen Sie dazu?


Parallel dazu dürfen wir ganz ehrlich mit uns selbst sein und schützende Faktoren wie Stärkung des Selbstwerts, Fokus auf positive Emotionen, bewusstere Achtsamkeit und vieles mehr genau beleuchten. Vor allem die Entwicklung der Persönlichkeit im Bereich der Akzeptanz („Es ist wie es ist“, „Was kann ich ändern?“ ) und die Zugänge zu Arbeit und Privatleben stärken die Resilienz besonders.


„Nicht immer kann ich mein Umfeld ändern, meinen mentalen Zugang und die Reaktion in Problemsituationen sehr wohl!“


Wie in einer Waage ist es wichtig, dass wir die Stressoren reduzieren und dem schützenden Teil der Resilienz mehr Gewichtung verleihen. Das ist ein Prozess und Weg, der natürlich nicht von einem Tag auf den anderen verändert werden kann. Auch beim körperlichen Immunsystem müssen zuerst die Defizite erkannt werden, um danach mit einem gezielten Komplex aus Nährstoffen einen Schutz für Eindringliche von außen aufzubauen.


Externe Beratung bzw. Coaching und das Erkennen der eigenen Risiko- und Schutzfaktoren sind ein Anfang, Schritt für Schritt können Sie so das mentale Immunsystem stärken. Je gewichtiger der Anteil der Schutzfaktoren in der Waage sind, umso gestärkter wird Ihre Resilienz. Wie wir konkret daran arbeiten können, wird im nächsten Artikel der Serie beleuchtet werden.

 

Mag. Daniela Gruber ist diplomierte Mentaltrainerin, systemischer Coach und Inhaberin der sanacom Unternehmensberatung. Sie berät mit jahrelanger Erfahrung Apotheken in den Bereichen Persönlichkeitsentwicklung, Kommunikation & Offizingestaltung.

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